Mittwoch, 2. September 2009

Teil 3: Persas: Zum zweiten Mal pünklich

Im November des Jahres 2002 flog ich erneut nach Peru. Diesmal hatte ich nur ein einziges Ziel für meine Reise: Ein Treffen mit Persas. Ihn lernte ich vor einigen Jahren in Lima, der peruanischen Hauptstadt, kennen. Damals arbeitete Persas als Taxifahrer und Reiseführer für ausländische Touristen. Es war eine Reise über ein deutsches Reisebüro und Persas war damit beauftragt, mich in Lima am Flughafen abzuholen. Mein Flieger landete pünklich um 17:45 Uhr Ortszeit auf dem Airport Lima, welcher sich nicht in Lima, sondern in der westlich liegenden Stadt Callao befindet. Nach zahlreichen Einreiseformalitäten habe ich gegen 19:00 Uhr das Flughafengebäude verlassen.

Ich erinnere mich noch sehr genau an meine erste Reise nach Peru und an das erste Zusammentreffen mit Persas. Am Ausgang des Gebäudes stand ein dunkelhaariger, ca. 1,70 großer, schlanker Mann mit einem auffällig bunten Anzug und einem großen Hut. Geschätztes Alter: 45 Jahre. In der Hand hielt er ein weißes Pappschild mit der Aufschrift "Mr. Waclaw". Nach einer herzlichen Begrüßung, vergleichbar mit einer Begrüßung zweier menschen, welche sich schon seit vielen jahren kennen und lange nicht mehr gesehen haben, stieg ich in sein Auto amerikanischer Marke und fuhr mit ihm nahezu eine Stunde durch Callao und Lima. Irgendwann während der Fahrt, zwischen geschichtlichen und politischen Erzählungen, sagte er mir, dass sein Name Persas ist und er für die nächsten zehn Tage mein persönlicher Reiseleiter sein wird. Dies ist nun elf jahre her und Persas war in den vergangenen Jahren oft mein persönlicher Reiseleiter. Er war für mich der Organisator, Regulator und Freund gleichzeitig. Ich habe es Persas zu verdanken, dass ich unzählige Erfahrungen und Informationen in Peru sammeln konnte. Und Persas war es auch, welcher mir damals das Buch über die Lebensweisen in Peru vor 2.000 Jahren empfohlen hat. Er konnte nicht wissen, dass aus dieser Schrift für mich eine mehr als zehnjährige Forschungsarbeit entstehen würde.

Es war das zweite Mal, dass ich nach einer Einreise in Peru das Flughafengebäude verlassen habe und Persas bereits auf mich wartete. Bei unserem ersten Zusammentreffen stand Persas pünklich mit dem Namensschild zur Abholung bereit und heute nochmals. Während dieser zwei pünktlichen Zusammentreffen gab es  22 weitere Treffen. Manchmal wartet ich nur zehn Minuten auf ihn und nicht selten dauerte es zwei Stunden bis Persas am Ausgang des Flughafengebäudes vorfuhr. Nach einer ausführlichen Begrüßung mit Persas am Ausgang des Gebäudes fuhren wir gemeinsam nach Lima in ein Restaurant, welches ich als unser Stammlokal beschreiben würde. Das Lokal befindet sich in der Nähe des Universitätsparks (Parque Universitario). Nach jeder Ankunft meinerseits in den letzten Jahren in Peru fuhren wir in dieses Lokal und besprachen in einem ein- bis zweistündigen Gespräch alle Neuigkeiten von ihm und seiner Familie und alles, was es von mir zu berichten gibt. Persas fragte michbereits während der Fahrt zum Restaurant, was ich diesmal bei meinem Aufenthalt erlben möchte und welche Unternehmungen geplant sind. Er ahnte nicht, dass diese Reise eineen ganz bestimmten wissenschaftlichen Grund hatte. Auf seine Frage antwortete ich ihm: "Beim essen erzähle ich dir meine Pläne für meinen Aufenthalt." Mein Plan sah etwas besonderes vor. Es sollte der Kontakt zu einem Indianerstamm im peruanischen Regenwald sein. Ein Stamm, welcher zuvor laut offizieller Erklärung, noch nicht von der Zivilisation kontaktiert wurde. Ich sah die Fahrt im Auto über huckelige Wege und - aus meiner Sicht - stets mit unangemessener Geschwindigkeit nicht als geeignet an, ihm von meinen Plänen und Anliegen zu erzählen.

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